

Martin "Mädde" Sauer "Drums & Cajon"
Martin "Mädde" Sauer "Drums & Cajon"
cajon & drums & percussion / workshops : training : concerts


Schlagwerk_Produktuebersicht_2017_DE.pdf (PDF — 20 MB)
Wie die "Schlagwerker" wurden, was sie sind...
Er hat den europäischen Percussion-Markt revolutioniert: Gerhard Priel, Gründer und Geschäftsführer der Firma Schlagwerk. Seine ersten Trommeln jedoch baute der gelernte Schreiner in einem umgebauten Schweinestall.
Quelle:
SWP (Südwest Presse) vom 30.9.2014
Einfach mal drauflos basteln und damit letztlich genau ins Schwarze treffen. Davon träumen viele.
Gerhard Priel jedoch hat es geschafft. Der gelernte Schreiner hat mit dem Bau von Trommeln und Percussion-Instrumenten ein ums andere Mal den richtigen Riecher bewiesen. Heute ist er Geschäftsführer eines international erfolgreichen Unternehmens. Die Instrumente der Firma Schlagwerk dürfen in kaum einer Musikschule mehr fehlen, kommen auf vielen großen und kleinen Bühnen zum Einsatz. Doch das entstand nicht von einem Tag auf den anderen.
Mehr als 30 Jahre ist es mittlerweile her, dass Priel seine erste Trommel gebaut hat. „Das war in den frühen 80ern“, erzählt er. „Wir verbrachten im Sommer jede freie Minute am See. CD-Player gab es noch keine. Also haben wir unsere eigene Musik gemacht. Und wer nicht Gitarre spielen konnte, der hat eben getrommelt.“ Priel gehörte zu letzteren, befand sich damals in der Ausbildung zum Schreiner bei der Firma Fetzer in Hohweiher nahe Hermaringen. „Irgendwann war ich diese marokkanischen Bongos dann leid. Ein Bekannter von mir war zu der Zeit viel in Brasilien unterwegs und brachte von dort eine Schlitztrommel mit.“ Ein bis dato in Deutschland gänzlich unbekannten Instrument aus Holz, mit dem sich verschiedene Klänge erzeugen lassen. „Ich dachte, dass müsse sich doch nachbauen lassen.“ Gedacht, getan: Mit seinem Schreiner-Kollegen Bengt Schumacher machte sich Priel ans Werk. „Bengt kam von einem Bauernhof in Hohenmemmingen. Da hatten wir Platz in einem ehemaligen kleinen Schweinestall und eine Grundausstattung an Werkzeug.“ Eine Bauanleitung allerdings hatten die beiden Tüftler nicht. „Wir haben einfach solange probiert, bis es gepasst hat. Und dann hatten wir plötzlich ganz viele Freunde, die alle so ein Teil haben wollten.“ Aus einer Trommel wurden zehn, aus zehn zwanzig und irgendwann stand fest: Das ist es. „Wir hatten beide keine Lust auf ein Angestelltenverhältnis. Da war die Chance, wir haben sie genutzt und uns nach der Ausbildung selbstständig gemacht“, sagt Priel. Die Firma Schlagwerk Klangobjekte war gegründet und fortan stetig auf Kunsthandwerkermärkten vertreten. Die Nachfrage wurde immer größer, das Sortiment auch und die provisorische Werkstatt auf dem Bauernhof schnell zu klein. Eine Schreinerei in Priels Heimatstadt Geislingen bot Ersatz.
„Das war eine richtige Meister-Eder-Werkstatt“, erzählt der heute 57-Jährige. „Alt und urig.“ Bereits einige Monate später war Schlagwerk erstmals mit einem Stand auf der Musikmesse in Frankfurt vertreten. Erste internationale Kontakte wurden geknüpft, Branchenluft geschnuppert. „Wir haben schon geschaut, was die Anderen machen“, sagt Priel. Nur, dass es von „den Anderen“ noch nicht sehr viele gab. „Stimmt schon, die meisten Instrumente, die wir gebaut haben, waren vorher in Europa so nicht erhältlich.“
Das Konzept: Ethnologische Instrumente, großteils aus Afrika oder Südamerika, mittels handwerklicher Arbeit auf europäischen Standard bringen. Holzplatte statt Trommelfell Marktanalysen seien daher nur selten gemacht worden. „Wir haben die Nachfrage ja erst geweckt und hatten einfach Spaß am Bauen und Experimentieren“, so der Trendsetter, der bereits Ende der 1980er das Potenzial der Cajón, einer im Grunde simplen Holzkiste aus Peru, erkannte. „Eigentlich war das die Hochzeit der Congas“, erklärt Priel und meint Stehtrommeln, die insbesondere im Bereich der Latin-Musik zu Hause sind. „Aber dafür war der Markt schon zu groß, Da konnten wir mit unseren Produktionsmitteln nicht mithalten.“ Also wurde kurzerhand nach Alternativen gesucht, Holzplatten kamen statt Trommelfellen zum Einsatz und schnell fiel der Blick auf das im südamerikanischen Peru längst angewandte Verfahren.
Anfang der 1990er Jahre ging dann die erste Schlagwerk-Cajón in Serie. „In den ersten Jahren wurden wir schon etwas belächelt“, gibt Gerhard Priel zu. Dass die Holzkiste aber einen solchen Boom erfahren würde, hätte zu der Zeit auch der Optimist noch nicht geglaubt. 1994 wurde auch die Werkstatt in Geislingen zu klein. Eine alte Fabrik im nahen Gingen an der Fils wurde komplett umgerüstet und bot vorerst genügend Platz, um weiter zu wachsen. Von Giengen nach Gingen. „Dennoch waren wir bis etwa 2005 in Sachen Cajón völlig konkurrenzlos“, sagt Detlef Börgermann, seit zehn Jahren als zweiter Geschäftsführer bei Schlagwerk und vor Allem zuständig für Marketing und Kommunikation. Die lange Phase sei zwar für die Entwicklung ganz gut gewesen, Konkurrenz belebe aber auch das Geschäft.
So erlebte die Cajón um 2005 in Europa einen Aufschwung, der seinesgleichen sucht. „Das kam mit einer Akustik-Welle. Jede Band brachte auf einmal akustische Versionen ihrer Songs heraus. Da eignet sich eine Cajón natürlich hervorragend“, erklärt Priel. Und Börgermann ergänzt: „Zudem können sich Neuigkeiten mittlerweile dank Internet und Social Media viel schneller verbreiten. Die Idee der Cajón ist so gut, das musste nur sichtbar werden.“
Etwa 35 Mitarbeiter sind inzwischen bei Schlagwerk angestellt. Die meisten sind gelernte Schreiner, die die Instrumente stetig weiterentwickeln. „Das geschieht aus dem laufenden Betrieb oder auch auf Wunsch der Musiker. Dieses Feedback ist uns sehr wichtig“, sagt Priel. So wächst die Firma weiter und weiter. Längst wurde auch der Platz in Gingen knapp. „Wir haben uns aber im Gegensatz zu vielen anderen aus der Branche dagegen entschieden, in Fernost zu produzieren“, beteuert Börgermann. Ein klares Ja zum Standort. So befindet sich eine weitere Halle derzeit im Bau. 2000 Quadratmeter groß und direkt nebenan.
Cajón: Eine Holzkiste wird zum Verkaufsschlager Ursprünglich entstanden Cajones in Peru aus Transportkisten für Fische oder Orangen. Sklaven, meist afrikanischer Herkunft, nutzten diese als Ersatz für ihre traditionellen Trommeln, die ihnen weggenommen worden waren. Der Name Cajón ist spanisch und lässt sich ins Deutsche tatsächlich mit „Holzkiste“ übersetzen. Noch immer ist der Hauptbestandteil des Instruments Holz. Auch die Schlagfläche, die meist mit Händen bespielt wird, besteht anstelle einer Fellbespannung aus einer Holzplatte. Im Inneren befinden sich oft Stahlsaiten oder Drähte, die bei entsprechendem Anschlag dem typischen Snare-Klang eines Schlagzeugs gleichkommen. Durch den Korpus lässt sich außerdem ein Bass-Effekt erzeugen, weshalb die Cajón oft als Schlagzeugersatz gehandelt wird. In den 1980er Jahren hauptsächlich im Flamenco beheimatet, erfuhr das Instrument in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom. Heutzutage kommt die Cajón in beinahe sämtlichen Musikrichtungen zum Einsatz – besonders häufig im Bereich der akustischen (unplugged) Musik.
Timo Landenberger
30. September 2014